Nachhaltigkeit & Innovation

Erneuerbare Energien überholen Fossile, doch der Trend könnte bald enden

/ Sven Ebbing

Die Richtung stimmt: Zum ersten Mal kam in Deutschland im abgelaufenen Jahr mehr Strom aus erneuerbaren Energiequellen als aus fossilen Anlagen. Auf etwa 46 Prozent beläuft sich der Erneuerbaren-Anteil am Strommix – nach 40,6 Prozent in 2018. Weil immer noch 14 Prozent der elektrischen Energie aus Atomkraft stammen, macht grüner Strom aber weniger als die Hälfte der Energieproduktion aus. Ob sich die positive Entwicklung mit gleicher Dynamik fortsetzt, ist längst nicht ausgemacht.

Die vom Fraunhofer Institut für Solare Energiesysteme präsentierten Zahlen zeigen, dass die Erneuerbaren Energien weiter auf dem Vormarsch sind. Das zeigt sich auch darin, dass die Windkraft die Braunkohle als Spitzenreiter unter den einzelnen Energiequellen abgelöst hat. Um mehr als 15 Prozent stieg die Windenergie im Vergleich zum Vorjahr.

Die Stromproduktion mittels Braunkohle sank um mehr als 22 Prozent, die von Steinkohle sogar um gut ein Drittel. Das ist einerseits eine unmittelbare Folge des starken Anstiegs der Windenergie, was die Drosselung von Kohle zur Folge hat. Außerdem sind die Preise für die benötigten CO2-Zertifikate deutlich angestiegen. Davon profitieren allerdings nicht nur die Erneuerbaren, auch die klimafreundlicheren Gaskraftwerke haben über 21 Prozent mehr Strom hergestellt als im Vorjahr.

Erneuerbare Energien: Erlahmender Ausbau der Windenergie gefährdet grünen Trend

Ob sich die positive Tendenz auch in diesem Jahr in gleichem Maße fortsetzt, ist allerdings fraglich. Schon 2019 ist der Ausbau der Windenergie fast zum Erliegen gekommen und auch bei der Solarenergie gibt es nicht genügend Fortschritte. Aktuell sind keine schnellen Lösungen dafür in Sicht, auch wenn unterschiedliche Vorschläge wie das Windbürgergeld der SPD auf dem Tisch liegen. Es zeichnet sich zudem eine weitere Problematik des erlahmenden Windenergie-Ausbaus ab. Denn laut neuen Berechnungen des Energiewirtschaftlichen Instituts der Uni Köln wird Deutschland das 65-Prozent-Ziel bis 2030 voraussichtlich nicht erreichen. Stattdessen würde der Anteil auf dem heutigen Niveau verbleiben. Die wahrscheinlich weiter steigende Nachfrage nach (grünem) Strom in den kommenden Jahren könnte also gar nicht gedeckt werden

Österreich macht's vor: Ab 2030 nur noch Erneuerbare Energien

Die Bundesregierung ist also gut beraten, sich nicht auf den zunächst einmal erfreulichen Zahlen für das Jahr 2019 auszuruhen, sondern das Potential erneuerbarer Energien konsequent zu fördern. Ein Beispiel könnte sie sich dabei am Nachbarland Österreich nehmen, wo die neue konservativ-grüne Koalition gerade angekündigt hat, dass in der Alpen-Republik ab 2030 nur noch Ökostrom genutzt werden soll.

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