Alte Windkraftanlagen: Müll der besonderen Art
Die Gründe, warum Windräder auf dem Müll landen sind vielfältig: mal gibt es bauliche Defekte, mal ist die Technik in den Anlagen veraltet, mal sind sie einfach zu leistungsschwach geworden. Das Ergebnis bleibt das Gleiche: das Windrad muss weg. Im Prinzip haben die Betreiber der Windräder, die auch gesetzlich für den Abbau und die Entsorgung dieser verpflichtet sind, zwei Möglichkeiten. Sie können die Anlagen entfernen und in einem anderen Land wieder installieren oder sie entsorgen sie.
Zweites Leben für Windkraftanlagen im neuen Land
Viele Betreiber haben für ihre ausrangierten Anlagen einen neuen Markt gefunden. Oft lassen sich in Russland, Kasachstan und anderen Staaten der ehemaligen Sowjetunion noch Käufer für die alten Windräder finden – natürlich nur für solche, die technisch noch einwandfrei sind, nur eben nicht mehr auf dem neusten Stand der Technik hierzulande. Nur weil sie abgebaut werden, bedeutet es natürlich nicht, dass sie ihren Zweck nicht mehr erfüllen können. Und für die Betreiber kann das durchaus noch lukrativ sein.
Die „erste Generation“-Windanlagen, die heute abgebaut werden, sind noch relativ leicht wiederaufzubauen. Doch auch dieser Markt scheint nicht unendlich zu sein: Mittlerweile setzten auch oben genannte Länder auf neue Anlagen. Außerdem läuft 2021 die Förderung nach dem EEG aus und ob die älteren Anlagen dann noch rentabel sind, ist nur schwer vorhersehbar. Bei der „zweiten Generation“, dessen Förderung also in wenigen Jahren endet, sieht es aber leider ganz anders aus: Diese Windräder sind mittlerweile so komplex, dass ein Wiederaufbau preislich für die neuen Abnehmer nicht mehr erschwinglich ist.
Recycling der Windkraftanlagen ist größtenteils möglich
Was also nicht verkauft werden kann, muss recycelt werden. Vor allem, weil das in Zukunft immer häufiger der Fall sein wird. Bei den meisten der verarbeiteten Stoffe ist das kein Problem: Beton kann im Straßenbau wiederverwendet werden, Stahl und Elektroschrott landen im Altmetall. Auch für seltene Erden wie Neudym gibt es Möglichkeiten zur Wiederverwertung. Das Sorgenkind sind die Rotorblätter, die aus Faserverbundstoffen bestehen. Diese Stoffe sind nur schwer voneinander zu trennen und damit schwierig zu recyceln. Mitunter auch, weil CFK (Kunststoff) und GFK (Glasfaserverstärkter Kunststoff) mitverarbeitet sind – Stoffe, die nicht abbaubar sind.
Ca. 80 bis 90 Prozent der Stoffe konnten so in den letzten Jahren recycelt werden. Derzeit wird aber geprüft ob der Wert nicht mittlerweile viel höher liegt, denn Forscher und Unternehmen haben es sich zur Aufgabe gemacht, auch die widerspenstigen Stoffe noch zu verwerten – und die Chancen stehen gut.
Der Problem-Müll "Rotorblätter"
Da die Deponierung von GFK-Abfällen verboten und die Verbrennung nur eingeschränkt möglich ist, stellt sich die Frage: Wohin mit den Rotorblättern, die vor allem aus diesem Material bestehen?
Die Bremer Firma Neocomp hat eine Lösung gefunden. Das Unternehmen kauft die Rotorblätter der alten Windräder, die aus GFK bestehen, schreddert diese und mischt sie mit Reststoffen aus der Papierherstellung. Das Produkt – auch „Fluff“ genannt – wird an Zementwerke verkauft und dort zur Herstellung des Baustoffs verwendet. So schließt sich ader Recycling-Kreislauf.
Auch wenn das Verfahren der Bremer erstmal das größte Problem löst, ist es immer noch nicht perfekt. Es wird unter anderem kritisiert, dass bei dieser Lösung Stoffe verbrannt und vernichtet werden, die eigentlich viel sinnvoller für andere Zwecke genutzt werden könnten. Beispielsweise befindet sich in den meisten Rotorblättern Balsaholz, welches auch als Dämmstoff verarbeitet werden könnte. Physiker Peter Meinlschmidt forscht momentan an einem vollkommen natürlichen Verfahren dazu und sieht großes Potential.
Noch nicht gelöst ist generell die Entsorgung von CFK, welches der in der neusten Generation von Rotorblättern verarbeitet wird, aber auch in diesem Zusammenhang wird bereits Forschung betrieben.
In Zukunft wird es noch viel mehr von diesem Müll geben. Und es bedarf dringend einheitlicher Lösungen, die mehr als 80 bis 90 Prozent Recycling abdecken können. Auch den Windrad-Gegnern könnte diese Zahl ein Dorn im Auge sein. Man darf aber auch zuversichtlich sein: Die Forschung hat sich längst dem Problem angenommen und präsentiert uns jährlich weitere neue Innovationen. Wir dürfen gespannt sein.
Weitere Quellen:
Zeit Online
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