Nachhaltigkeit & Innovation

Neue Zahlen zu Plastik – die einfache Lösung gibt es nicht

/ Jule Krause

Ergebnisse einer gerade veröffentlichten Studie der Umweltorganisation WWF geben wieder einmal zu denken, was das Thema Plastik betrifft. Demnach nimmt jeder Mensch weltweit im Durchschnitt 2000 kleine Plastikteilchen pro Woche in seinen Körper auf. Das mag erst einmal wenig erscheinen, doch wenn man sich vor Augen führt, dass dies mit knapp 5 Gramm dem Gewicht einer Kreditkarte entspricht, sieht die Sache schon anders aus.

Die Studie macht vor allem deutlich, dass der Mensch kaum mehr der Plastikflut entfliehen kann. Mittlerweile befinden sich winzig kleine Plastikpartikel nicht nur im Meer, sondern auch im Boden und in der Luft.

Mensch und Umwelt leiden durch zu viel Plastik

Die Auswirkungen des Mikroplastiks auf die Gesundheit sind noch nicht ausreichend erforscht. Sicher ist allerdings, dass Kunststoffe generell gesundheitsschädliche Zusatzstoffe enthalten, die hormonell wirksam sein können und dem Menschen damit immens schaden. Auch die Umwelt leidet: 99 Prozent des Plastiks haben ihren Ursprung in fossilen Brennstoffen wie Kohle, Öl und Gas und während des gesamten Lebenszyklus des Plastiks werden große Mengen an Treibhausgasen freigesetzt. Ändert sich nichts, werden Kunststoffe bis 2050 ca. 56 Gigatonnen CO2 emittiert haben – das entspricht einem Siebtel des gesamten CO2-Budgets.

Mehr Plastik, mehr Aufmerksamkeit?

Während 1950 noch 2 Millionen Tonnen Plastik im Jahr produziert wurden, sind es heutzutage schon 400 Millionen Tonnen. Prognose: steigend. Dabei hat das Thema mittlerweile an Aufmerksamkeit gewonnen, es steht sogar vielerorts auf der politischen Agenda. Ein Auslöser war sicherlich der Plastikmüll-Importstopp Chinas im vergangenen Jahr, der dafür sorgte, dass Regierungen vermehrt darüber nachdenken, wie der Plastikverbrauch im Alltag reguliert werden kann. Deutschland, hinter den USA und Japan Plastikexportweltmeister, hat bereits Ende April 2015 den Einzelhandel zur Selbstverpflichtung bezüglich der Abschaffung kostenloser Plastiktüten aufgerufen. Mit 29 Plastiktüten pro Kopf im Jahr 2017 haben wir das Ziel der EU-Komissionsrichtlinie übertroffen. Dies besagte, dass der Plastiktütenverbrauch bis Ende 2019 auf 90 Plastiktüten pro Kopf reduziert werden soll. Zumindest ein Schritt in die richtige Richtung, könnte man meinen.

EU-Plastik-Richtlinie umstritten

Ein weiterer Silberschweif am Horizont: die EU-Plastikrichtlinie, mit der das EU-Parlament Ende März das Verbot bestimmter Einwegplastikprodukte in der EU ab 2021 auf den Weg gebracht hat. Somit sollen in 2 Jahren Einweggeschirr, Plastikstrohhalme und Wattestäbchen aus Plastik der Vergangenheit angehören. Zudem sollen Kunststoff-Flaschen bis 2030 aus Recyclingmaterial bestehen. Auch Nicht-EU-Staaten wie Kanada haben sich der Verordnung bereits angeschlossen. Doch es gibt auch Kritik, die mehr als begründet erscheint: Lediglich die Produkte, zu denen kostengünstige Alternativen für den Verbraucher verfügbar sind, sollen aus dem Handel genommen werden. Diese Artikel aus Papier, Bambus und Pappe sind allerdings auch häufig Einwegprodukte und verbrauchen ihrerseits viele Ressourcen bei der Herstellung. Nachhaltiger Umweltschutz sieht anders aus.

Lösungen für Plastik-Problem: Das Problem sitzt tiefer

Die Heinrich-Böll-Stiftung macht in ihrem aktuellen Plastikatlas auf ein viel tiefergehendes Problem aufmerksam: die Plastikproduktion an sich. Trotz aller bekannter Gefahren und negativen Auswirkungen auf Mensch, Tier und Umwelt ist der Handel mit dem Material, dessen Verbreitung erst in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts rasant zunahm, ein boomendes Geschäft. Der Export nach Südostasien verursacht aufgrund mangelhafter Entsorgungssysteme dabei immer noch erhebliche Umweltschäden vor Ort und bringt Folgen für die Meere weltweit mit sich. Somit wird schnell deutlich: Das Konsumverhalten zu ändern ist sicherlich ein wichtiger Schritt. Auch Verbote seitens der Regierung scheinen angemessen und, wie am Beispiel der Plastiktüten erkennbar, erfolgsversprechend. Doch diese Ansätze reichen noch lange nicht und heißt im Klartext: Rückgang der Artenvielfalt, zerstörte Lebensräume und die Bedrohung der Gesundheit des Menschen. Was fehlt sind einerseits alltagstaugliche, nachhaltige Alternativen zur Plastikverpackung – und das überall auf der Welt. Vor allem ein Blick auf afrikanische Staaten lässt den Mangel deutlich werden: In Ruanda beispielsweise hat der Mangel zur Entwicklung eines Schwarzmarktes geführt. Andererseits müssen die Recyclingsysteme, vor allem in Asien, verbessert werden. Auch in der Logistik bedarf es einer Überholung. Würde es bessere und effizientere Systeme für den Transport unverpackter Lebensmittel geben, gäbe es sicherlich auch ein größeres Angebot dieser Alternativen. Darüber hinaus sollte die Ausklärung schon früher ansetzen, da viele Menschen heutzutage selbst im Erwachsenenalter noch nicht wissen, wie genau die richtige Entsorgung des Abfalls funktioniert oder wie sie ihren Alltag umweltbewusst gestalten können. Weitere Ideen und nützliche Tipps für den Verbraucher liefert ein lesenswerter Artikel der Zeit. Mehr dazu hier.

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