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Keine Selbstverständlichkeit: Bedeutung von Versorgungssicherheit und Infrastruktur

/ Sven Ebbing

Die Versorgung mit Strom, Gas, Wasser und Wärme ist in Deutschland auch in der Corona-Pandemie gesichert. In der Krise wird deutlich, wie wichtig eine belastbare Infrastruktur und gut aufgestellte Grundversorger sind. Die neue Wertschätzung muss dazu führen, dass Stadtwerke und Co. fit für die Zukunft gemacht werden, auch wenn es nicht billig wird.

Vokabeln wie Kritische Infrastruktur und Versorgungssicherheit spielten noch bis vor kurzem in der öffentlichen Diskussion allenfalls am Rande eine Rolle und wurden eher in Branchen- und Expertenkreisen verwendet. Gleiches gilt für die Daseinsvorsorge, mit der die staatliche Aufgabe bezeichnet wird, eine umfassende Grundversorgung für seine Bürger zu gewährleisten. Dieses Wort aus dem Verwaltungsdeutsch hat etwas Altbackenes an sich und klingt alles andere als aufregend. Mit der der heraufziehenden Pandemie klingen all diese Begriffe nun plötzlich vor allem nach Verlässlichkeit und Stabilität.

Als sich Mitte März abzeichnete, dass das gesellschaftliche und wirtschaftliche Leben in Deutschland größtenteils zum Erliegen kommen wird, rückten schnell vermeintliche Selbstverständlichkeiten in den Blickpunkt. Die Fragen kreisten um den Nachschub in Supermärkten, die Aufrechterhaltung des öffentlichen Nahverkehrs und nicht zuletzt auch die zuverlässige Versorgung mit Strom, Gas, Wärme und Wasser – die Versorgungssicherheit eben. Vieles kann für eine gewissen Zeit stillstehen, ohne dass es der Gesellschaft in ihren Grundfesten erschüttert. Bei der Energieversorgung ist das naturgemäß anders, denn ohne Energie und Wasser geht nichts mehr. Das gilt für Krankenhäuser ebenso wie für private Haushalte.

Versorger rücken ins Blickfeld der Medien

Folglich wird seit Beginn der Pandemie vermehrt die Frage gestellt, wie Stadtwerke und kommunale Grundversorger auf die Krise vorbereitet sind und wie deren Belegschaft vor einer Infizierung mit Covid-19 geschützt ist. Schon zu Beginn des Shutdowns Mitte März stellte hierzu der Präsident des Verbandes Kommunaler Unternehmen (VKU) Michael Ebling klar, dass die Stromversorger bestmöglich vorbereitet sind. Die gute Vorbereitung auf verschiedene Problemszenarien, neben Pandemien in erster Linie Cyber- und Terrorangriffe, habe sich bewährt. Für den Ernstfall wurden in verschiedensten Schaltzentralen Notfallpläne aufgestellt und in manchen Großkraftwerken stehen sogar Klappbetten und Körperpflegeprodukte inklusive Zahnbürsten zur Verfügung, um Mitarbeiter an Ort und Stelle für mehrere Wochen isolieren und so den Betrieb aufrecht erhalten zu können. Im Zweifelsfall, so viel scheint klar, würden die Unternehmen auch mit einem kleinen Teil ihrer Mitarbeiter die Versorgung gewährleisten. VKU-Präsident Ebling hat recht, wenn er bei Demo-Online sagt: „Gerade in der Krise zeigt sich der Wert einer starken Kommunalwirtschaft.“

Und auch für ihre Kunden bleiben die lokalen Versorger erreichbar. Viele verzeichneten vor allem in den ersten Wochen der Krise vermehrt Anfragen, die trotz geschlossener Kundencenter online oder telefonisch beantwortet wurden. Auf eigens eingerichteten Seiten stellen sie zudem Informationen rund um die Corona-Krise, Hinweise auf Zahlungserleichterung und insbesondere auch zur Gewährleistung der Versorgungssicherheit bereit.

Energieversorgung ist gesichert

Zum jetzigen Zeitpunkt haben sich die Annahmen, dass die Versorgung in Deutschland jederzeit problemlos sichergestellt ist, als richtig erwiesen. Gerade erst hat auch die Bundesnetzagentur bestätigt, dass es keine Probleme bei der Energieversorgung gab. Sollte es, was nicht zu hoffen ist, eine zweite Corona-Welle geben, dürfte auch das an der guten Versorgungslage nichts ändern. Finanziell wird sich die Krise aber aller Voraussicht nach deutlich bemerkbar machen, so rechnete schon Anfang April etwa ein Viertel der Stadtwerke mit Einbußen. Bei den Grundversorgern könnte es zu Umsatzrückgängen kommen, weil etwa Fahrgastzahlen im von Stadtwerken betriebenen Nahverkehr zurückgehen, die Stromnachfrage von Großkunden aus der Industrie sinkt oder Privatkunden ihre Stromrechnungen nicht mehr bezahlen können. Letzteres Problem könnte sich noch verschärfen, weil möglicherweise die Zusammensetzung des Strompreises dazu führt, dass die Stromkosten für Verbraucher steigen, obwohl der Börsenpreis wegen des Nachfragerückgangs zurzeit stark fällt.

Krise zeigt Herausforderungen auf

Wie in vielen anderen Branchen zeigt die Krise gegenwärtige Probleme schonungslos auf und macht Antworten auf Zukunftsfragen noch dringender. Die Energiewende bringt verschiedenste Herausforderungen mit sich, die über die reine Umstellung auf Erneuerbare Energien und klimafreundliche Technologien hinausgehen. Das ganze Energiesystem muss dezentralisiert und digitalisiert werden, wichtige Bereiche wie die Sektorenkopplung ausgeweitet werden. Das alles ist natürlich nicht zum Nulltarif zu haben. Doch es ist zu hoffen, dass die aktuelle Situation den Stellenwert der Daseinsvorsorge in Politik und Gesellschaft dauerhaft stärkt und die Herausforderungen für kommunale Unternehmen mehr in den Blickpunkt rücken. „Ein sicheres Ver- und Entsorgungssystem haben einen Wert, der nicht nur marktwirtschaftlichen Regeln unterliegen darf,“ sagt Ebling und meint damit, dass nun einmal hohe Investitionen nötig sind, um das jetzige Niveau zu halten und auszubauen.

Krisen bieten auch immer Chancen. Gegenwärtig wächst offenkundig das Vertrauen in die lokalen Versorger und die Wertschätzung für die öffentliche Daseinsvorsorge. Das kann förderlich sein, damit sich die Versorger für die Zukunft wappnen können und sich in Deutschland auch in der nächsten Krise niemand um die Versorgung mit Strom, Gas, Wasser und Wärme sorgen muss.

Lesen Sie zu diesem Thema auch die Auswertung einer Umfrage des Energieverbraucherportals unter den Auszeichnungsträgern des TOP-Lokalversorgers:

TOP-Lokalversorger-Umfrage: Pandemie trifft auch Versorger


Weitere Quellen:
Artikel des Spiegel zu den Notfallplänen in der Versorgungsbranche
Artikel aus dem energate-messenger zu Versorgern in Corona-Zeiten

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