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Eine Ode an den Wald: Retten wir ihn, retten wir uns!

Angesichts der enormen Probleme, mit denen sich nicht nur unsere Wälder, sondern auch die tropischen Wälder in anderen Teilen der Welt rumplagen müssen, möchten wir die Frage in den Raum werfen: Wann waren Sie das letzte Mal eigentlich in einem Wald? Eine emotionale Botschaft und Mahnung an uns alle.

Wenn eine Landwirtschaftsministerin - wie Julia Klöckner von der CDU eben eine ist - betont, man müsse den Wald stärken und ihm helfen, dann sollten spätestens jetzt alle Alarmglocken schrillen. Es scheint dem Wald wohl wirklich schlecht zu gehen. Dass sich Anfang August im sächsischen Moritzburg die unionsgeführten Agrarminister Deutschlands trafen, um Maßnahmen pro Waldrettung zu erörtern, bleibt verwunderlich, da sich die konservative Politik in den vergangenen Jahrzehnten meist eher weniger als Umweltschützerin in Szene zu setzen wusste.

Aber an dieser Stelle soll es weniger um Personen und Aussagen der Politik gehen. Es gebietet die allgemeine Höflichkeit, nicht über Köpfe anderer hinweg zu reden und zu urteilen, sondern den Akteur, um den es hier geht, selbst in die Mitte des Dialogs zu holen, damit dieser seine eigene Geschichte erzählen kann. Dieser Akteur ist der Wald und er hat eine Menge faszinierender Geschichten zu bieten.

In vielen Beiträgen berichten Medien von großen Bränden und geben die Verluste in Hektar oder Saarland-Vergleichen an. Andere betonen den Wert der Bäume für den Klimawandel. Wie viel CO2 in einem einzelnen Baum gespeichert sei oder dass ein Wald nicht nur schädliche Klimagase, sondern auch andere Schmutzpartikel und vor allem Lärm filtern könne. Gewiss sind das alles Tatsachen, die erwähnt werden müssen, um besonders politische Entscheidungen positiv im Sinne natürlicher Regionen zu beeinflussen und Handlungsbedarf dringender denn je ist.

Der Wald in der Kunst – Die Kunst im Walde

Man könnte an dieser Stelle weiter mit Fakten und Zahlen jonglieren, anschließend das Ganze trocken an ein Flipchart pinnen, um zu betonen, wie wichtig der Wald für uns alle ist. Also sachlich nüchtern, wie es allzu oft leider unsere Art ist. Doch sollte eine Beziehung zwischen Natur und Mensch nicht bloß an Zahlen gemessen werden, sondern ebenfalls daran, welche Emotionen ihr innewohnen. Eine ähnliche Faszination lösen bei uns höchstens noch die bis zum Horizont reichenden Weiten der Ozeane sowie die bloße Anwesenheit gewaltiger Gebirgsformen aus.

Seit jeher hat der Wald uns Menschen fasziniert – sowohl im Guten wie auch im Bösen und Geheimnisvollen. Die Kunst wählte in den vergangenen Jahrhunderten immer wieder den Wald als besonderes Motiv. Jeder und jede von uns erinnert sich an die verschiedenen Märchen der Brüder Grimm. Ob es Hänsel und Gretel, Rotkäppchen oder die Bremer Stadtmusikanten waren. Erzählungen, die ohne den Wald als Handlungsort undenkbar wären. Auch in der Musik oder der bildenden Kunst findet sich dieses Motiv wieder.

Dass die Kunst in ihren unterschiedlichen Varianten dem Wald eine solche Kraft und Bedeutung beimisst, verwundert spätestens dann nicht mehr, wenn man selbst einen Fuß in den Wald setzt und sich in ihm verliert. Er ist wie eine große, lebendige Galerie, bei der Flora und Fauna die Künstlerinnen sind, die im Wechsel der Jahreszeiten ihre Werke zeigen. Wir sind nur die Besucher, die bewundern können.

Besondere Beziehung zum Wald entspringt Emotionen – nicht Fakten

Und was löst das bei uns aus? Die Gefühle sind stets ambivalent und von zweierlei Natur. Wer sich nur einige Wege tiefer in den Wald bewegt, verliert schnell mal die Orientierung. Das Gefühl des Verloren-Sein mag nirgendwo stärker aufkommen als im Wald. Einsame Spaziergänge durch einen dunklen Wald sind für das Gemüt nicht folgenlos, besonders dann nicht, wenn es irgendwo im Dickicht knackt, weil Holz bricht und man den Verursacher dafür nicht erblicken kann.

Ebenso selten verbirgt der Wald seine schönen Seiten. Er protzt sogar mit ihnen. Der Wald ist eine andere Welt, in der wir uns bewegen, die uns umgibt und die viele von uns aufgrund urbaner Lebensentwürfe kaum noch betreten. Der Wald gibt Geborgenheit. Egal ob es stürmt oder die Sonne einen Hitzetag ankündigt – wir werden von ihm beschützt. Wer die Welt der Bäume besucht, fühlt sich unweigerlich fast schon klein und unbedeutend. Es erdet und beruhigt. Der Stress, der sich von Tag zu Tag aufbaut, kann entweichen und bringt das getriebene Innere auf einen natürlichen Ist-Zustand.

Selbst Ordnungsfanatiker, bei denen im Privaten alles im Lot sein muss und die beim Anblick der scheinbar wild angeordneten Bäume und Sträucher verzweifeln müssten, mögen erkennen, dass der Wald einer natürlichen Ordnung folgt, an der wir uns orientieren können.

Wer Wald schützt, schützt uns

Und gerade aus dieser fast schon poetischen Perspektive ergibt sich der Bogen in die aktuelle Sachlage:  Wir alle sollten den im September stattfindenden Waldgipfel sowie die Ergebnisse des Klimakabinetts, welches am 20. September seine Ideen für konsequenteren Klimaschutz präsentieren möchte, genau beobachten. In Zeiten, in denen die Menschen in die Städte strömen, in denen alles urbanisiert erscheint, ist es wichtig, dass wir uns natürliche Orte bewahren. Besonders muss der Wald vor seinen größten Gefahren, zu denen wir zweifellos uns selbst zählen können, geschützt werden. Denn anders als Berge und Ozeane ist der Wald endlich. Verlieren wir die Wälder, verlieren wir uns.

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