Zum Weltwassertag: Mit Wasserwissen glänzen
Klären wir zunächst die letzte Frage, schließlich ist das ein guter Einstieg um ein würdiges Gespräch über Wasser einzuleiten: Wer mit allen Wassern gewaschen ist, kennt alle Tricks und lässt sich so schnell nichts vormachen. Aber woher kommt die Redewendung? Sie geht zurück auf die Seefahrt. Ein Seefahrer, der bereits alle Weltmeere (synonym für Wasser) durch- und überlebt hat, besitzt so viel Erfahrung, dass ihn so schnell nichts mehr umhaut. Nach diesem perfekten Einstieg kann nun weiteres fundiertes Wasserwissen folgen.
1000 Liter Leitungswasser? Zum Preis einer Tasse Kaffee!
Leitungswasser ist unschlagbar günstig und dazu umweltschonend. Für 1000 Liter aus der Leitung zahlt man in Deutschland gerade einmal 1,94 Euro. Bedenkt, welch elementare Bedeutung Wasser für unser Leben hat, ist hier die Bezeichnung spottbillig noch stark untertrieben. Auch Wasser aus der Flasche ist bezahlbar, aber dennoch deutlich teurer: 1000 Liter Marken-Mineralwasser kosten im Schnitt 750 Euro. Im Discount-Supermarkt kommt man mit rund 130 Euro für 1000 Liter deutlich günstiger weg, erhält das Wasser aber fast ausschließlich in Einweg-Flaschen.
Für die Umweltbilanz ist das natürlich fatal, schließlich braucht es viel Energie und Rohstoffe, um die Flaschen zu produzieren – am Ende landen sie nach der Nutzung oft einfach im Müll. Zusätzlich verschmutzt der Transport von Wasserflaschen die Luft: Laut den Karlsruher Wasserwerken sorgt 1 Liter Flaschenwasser für 1400 Mal so viel klimaschädliches CO2 wie 1 Liter Leitungswasser.
Nur moderater Anstieg beim Preis für Trinkwasser
Privatisierungen im Wassersektor und höhere Entnahmeentgelte sind große Preistreiber beim Leitungswasser. Noch bedeutender sind allerdings die steigenden Aufwendungen für die Entfernung von Nitrat aus Düngemitteln und Medikamentenrückstanden. Trotz der anwachsenden Kosten steigt der Preis fürs Trinkwasser aus dem Hahn für die Verbraucher nur parallel zur Inflationsrate. So liegen die Preise und Gebühren in Deutschland gegenwärtig um 18,8 Prozent höher als 2005. Eine Bilanz, von der Biertrinker nur träumen. Doch im Gegensatz zum Bier wissen wohl nur sehr wenige Verbraucher über die Kosten für Trinkwasser Bescheid: 85% kennen ihren aktuellen Wasserpreis nicht, 55 Prozent schätzen ihn als zu hoch ein. Da besteht Aufklärungs- und Informationsbedarf.
Warum ist Trinkwasser nicht überall gleich teuer?
Die Preise für Leitungswasser variieren in Deutschland: In Bayern etwa trinken die Verbraucher etwas günstiger als im deutschen Durchschnitt. Wuppertaler zahlen hingegen mehr als der Rest. Die Gründe dafür sind unterschiedlich. Gerade die Topografie der Region ist ein beeinflussender Faktor. Wenn wir bei den Beispielen bleiben, so müssen in Wuppertal viele Höhenmeter überwunden werden, damit das Wasser beim Kunden landet. Hinzu kommen mehr Industrieabwässer im Grundwasser, welche die Aufbereitung dort aufwändiger als in anderen Regionen machen. In Bayern wiederum ist viel Quellwasser vorhanden, dass vergleichsweise unkompliziert als Trinkwasser zu gewinnen ist.
Wer trinkt Leitungswasser?
Nach einer repräsentativen Umfrage des Marktforschungsinstituts prolytics im Auftrag des Bundesverbands der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) trinken 83% der Befragten in Deutschland Leitungswasser. Entscheidungsgründe pro Wasserhahn sind zum überwiegenden Teil die hohe Qualität (80,4%) und der Umweltaspekt (70,8%). Etwas mehr als die Hälfte (54%) gibt noch an, den günstigen Preis als Argument heranzuziehen, mehr Wasser aus der Leitung zu trinken.
Wasserverbrauch international
Der Wasserverbrauch pro Haushalt wird in Deutschland mit 122 Liter angegeben. Damit liegen wir ein gutes Stück unter dem EU-weiten Schnitt von 150 Litern. Ganz anders sieht es hingegen in Japan und den USA aus: Diese Länder haben einen Wasserverbrauch von 278 bzw. 295 Liter.
Sind wir in Deutschland ein klarer Sieger in Sachen sparsame Wassernutzung? So einfach ist es leider nicht. Das Problem sind die unterschiedlichen Messverfahren und Methoden in den Ländern zur Erhebung des Wasserverbrauchs. In Deutschland wurden bei verschiedenen Verfahren direkt die Wasserzähler – Vorsicht, Wortspiel – abgezapft. Es gibt allerdings auch die Möglichkeit, Haushalte zu befragen, wofür sie im Laufe eines Tages Wasser nutzen würden. Immerhin: In Deutschland ist die Entwicklung des einwohnerbezogenen Verbrauchs von 147 Liter im Jahr 1990 dann doch deutlich gesunken (Karger & Hoffmann, 2013).
Ein Haushalt ohne Leitungswasser? No Chance!
Man kann sich sein Wasser im Supermarkt kaufen. Doch niemand kauft sich für alltägliche Hausarbeit oder die Körperpflege Wasser im Supermarkt. Allein die Körperpflege mit Baden oder Duschen verbraucht im Schnitt 44 Liter. WC-Spülung bringt es auf 33 Liter. Wäsche und Geschirrspülen 22 Liter. Reinigen und Garten bringt es auf knapp 7 Liter und Trinken sowie Kochen auf 5 Liter. Da wären ganz schön viele Wasserkästen zu schleppen.
Übrigens: Wer sein Geschirr freiwillig oder unfreiwillig per Hand spült, benötigt zur Reinigung mehr Wasser. Also lautet die erfreuliche Devise: Lieber in die Spülmaschine mit Messer, Gabel und Co., natürlich immer voll bestückt, das spart neben Wasser auch eine Menge Arbeit (Karger & Hoffmann, 2013).
Virtueller Wasserverbrauch mit schockierenden Erkenntnissen
Jeder von uns weiß, dass man mit Wasser sparsam umgehen sollte. Im Haushalt fällt uns dieses Bewusstsein immer dort leicht, wo wir direkt mit dem Element in Kontakt kommen. Doch Wasser spielt auch weniger sichtbar bei vielen Gebrauchsgegenständen des Alltags eine Rolle. Egal ob bei der Kleidung, Lebensmitteln, technischen Geräten oder dem Fahrrad und dem Auto. Vieles verbraucht teilweise Unmengen an Wasser. Die oben genannten 122 Liter bedeuten für jeden Bundesbürger einen Wasserverbrauch von 44,5 Kubikmeter im Jahr. Wenn man das Wasser für Lebensmittel und Klamotten hinzurechnet, sind es sogar 1430 Kubikmeter. So bringt es eine handelsübliche Jeans bereits auf 8000 Liter.
Auf der Seite des Water Footprint Network kann man sich durch verschiedene Lebensmittel klicken. So benötigen Kartoffeln pro Kilo „nur“ 290 Liter Wasser, die geliebten Kartoffelchips allerdings schon 1040. Bei den Lebensmitteln schneiden die tierischen Produkte besonders schlecht ab. Schweinefleisch verbraucht fast 6000 Liter, 1 Liter Milch 1020 Liter Wasser. Der weiterverarbeitete Käse bringt es auf 5000 Liter. Spitzenreiter ist Rindfleisch mit 15.000 Liter pro Kilo.
Fürs schlechte Gewissen mancher vielleicht besonders schockierend: Kakaobohnen, und damit die Schokolade, hat hier einen Footprint von 20.000 Liter.
Etwas überraschend ist dagegen der Verbrauch von einem Smartphone, das in der Produktion mit 910 Litern auskommt. Ein Computer hingegen benötigt wiederum 20.000 Liter. Allein eine Platine bringt es auf 4165 Liter. Dabei muss man fairerweise einwenden, dass man sich einen Computer nicht jede Woche neu kauft. Einige Lebensmittel landen dagegen zu oft auf unseren Teller – zumindest was den Wasserverbrauch angeht.
Literatur:
Karger, R., Hoffmann, F. (2013). Wasserversorgung. Springer, Wiesbaden.
Weitere Quellen:
Beitrag des Deutschlandfunk zu Einwegflaschen
Flyer des BDEW zur Preisentwicklung beim Trinkwasser
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