Verbraucherthemen

Augen auf bei der Tarifwahl: Ranking-Tricks der Discount-Anbieter

Der Tarifdschungel bei Strom- und Gasangeboten kann seit der Öffnung beider Märkte und der damit steigenden Zahl an Anbietern bei vielen Verbrauchern zu Orientierungslosigkeit führen. Vermarktungs- und Verkaufsstrategien sogenannter Discountanbieter mit dem Ziel einer guten Produktplatzierung auf diversen Onlinetarifsvergleichsportalen tragen hier ihr Übriges bei und rufen immer häufiger Verbraucherschützer auf den Plan.

Immer mehr Angelegenheiten kann man heutzutage bequem und schnell per Internet erledigen, auch der Wechsel des jeweiligen Strom- oder Gasanbieters gehört dazu. Seit der Öffnung des Marktes ist solch ein Vorhaben für den Verbraucher auch deutlich attraktiver geworden: Eine Vielzahl an Angeboten fördert den Wettbewerb und vergrößert die Einsparmöglichkeiten der Kunden. Soweit so gut, dennoch zeigt sich gerade beim derzeit vielfältigen Angebot der Energiebranche auf Onlinevergleichsportalen, dass eben diese Vielfalt nicht nur für Verwirrung beim Kunden sorgen kann, sondern auch ein enormes Potenzial für undurchsichtige Strategien seitens der Versorger bietet, um ihre Tarife an den Kunden zu bringen.

Das Ziel sogenannter Discount-Anbieter im Energiemarkt des Internets scheint dabei klar definiert: Unbedingt auf den ersten Plätzen der Vergleichsportale landen – die Wege dorthin sind unterschiedlich und aus Verbraucherschützersicht nicht illegal aber mitunter zumindest fragwürdig.

Vorauskasse und Boni: Risiko und häufig vorprogrammierter Ärger

Neukunden gewinnen um das Wachstum schnell voranzutreiben, so lautet die Devise der Strom- und Gas-Discounter. Eben diese Neukunden warten im Internet und lassen sich über diverse Wechselportale einfach erreichen. Gelockt werden die potenziellen Kunden mithilfe ausgeklügelter Vorauszahlungs- oder Boni-Tarife, die auf den ersten Blick ein sehr günstiges Preis-Leistungsverhältnis suggerieren und einen guten Platz in vielen Tarifvergleich-Rankings garantieren. Doch Verbraucherzentralen warnen mittlerweile deutlich vor diesen Tarifen, so kann der „scheinbar günstigste Deal […] für den Verbraucher schnell zum Nachteil werden“ (Verbraucherzentrale Sachsen e. V.).

In der Tat ist das Risiko beim Abschluss eines solchen Tarifes im Nachhinein draufzuzahlen nicht gerade gering. Die Insolvenz des Vorauskasse-Primus TelDaFax sowie die Querelen um ausbleibende Boni-Zahlungen des Anbieters FlexStrom sind prominente Beispiele dafür, dass solche Angebote mit Vorsicht zu genießen sind. Außerdem zeigt sich, dass die im Vergleich zu anderen Anbietern unschlagbar günstigen Tarifoptionen meist nur von kurzer Dauer sind. So berichten Energiepreisexperten in der WAZ, dass die Preise nach dem ersten günstigen Jahr stiegen. Sie lägen dann nur knapp unterhalb oder sogar über denen der Konkurrenz. Illegal sind solche Discount-Strategien nicht, im Kleingedruckten wird sich meist verklausuliert und undurchsichtig abgesichert – der Teufel steckt im Detail. Eine Irreführung des Kunden mit dem Ziel eines schnellen Abschlusses scheint dennoch gerne in Kauf genommen zu werden.

Mit diversen Ablegern auf die Plätze

Während der Ärger um Vorauskasse-Tarife oder die Masche von ausbleibenden Bonus-Zahlungen die Medien und mit ihnen die Verbraucher mittlerweile erreicht hat und sich die Beschwerden bei der extra vom Bund geschaffenen Schlichtungsstelle Energie sowie den Verbraucherzentralen häufen, ist auf den Vergleichsportalen eine neue Werbungsstrategie einiger Billiganbieter zu erkennen. Unter diversen unterschiedlichen Firmierungen werden Tarife angeboten, um möglichst viele der obersten Plätze auf den Vergleichsportalen zu belegen. So veröffentlichte beispielsweise das Verbrauchermagazin „Markt“ des WDR einen Bericht über das Energieunternehmen Extraenergie, welches laut Redaktion „mit einer ausgefeilten Taktik auf Kundenfang“ gehe: Es bietet Strom und Gas unter verschiedenen Markennamen an. Die Tarife seien so angelegt, dass man bei einem Tarifvergleich im Internet so gut wie nie um sie herumkomme. Unter den Anbieternamen „Prioenergie“, „Priostrom“, „Priogas“, bzw. „Hitenergie“, „Hitstrom“ oder „Hitgas“ finden sich mittlerweile Tarife in den Portalen. Dem Verbraucher wird oft erst auf den zweiten oder auch dritten Blick ins Impressum oder Kleingedruckte ersichtlich, dass es sich hierbei um Angebote ein und desselben Discountanbieters handelt. Die Anbieter Flexstrom und Stromio verfahren bei ihren Ökostrom- oder Gasangeboten mit ähnlicher Strategie. So kann man mehr oder weniger schnell eine Verbindung zwischen „Flexgas“, „Ökoflex“, „Ökogas24“, „Löwenzahn Energie GmbH“ und „Optimal Grün GmbH“ zur Flexstrom AG herstellen. Gleiches gilt für die Stromio GmbH und die Anbieter „Grünwelt Energie“, „Gas.de“ oder „Superenergie Versorgungsgesellschaft GmbH“. Extraenergie weist den Vorwurf des WDR-Magazins, das Unternehmen würde gesetzwidrig handeln, als „haltlos“ zurück, bleibt eine weitere Stellungnahme bis dato aber schuldig. Das Vorhaben, dem Verbraucher eine falsche Marktlage zu suggerieren ist aber auch hier ähnlich wie im Fall von Vorauskasse- oder Bonuszahlungen nicht von der Hand zu weisen.

Unsicherheit der Verbraucher steigt: Verbraucherzentralen raten zur Vorsicht

Die mangelnde Transparenz bei den Angeboten scheint die Unsicherheit auf Seiten der Verbraucher zu steigern. Die Angst vor solchen versteckten Fallen im Tarifdschungel trägt nicht zu einer mutigeren Einstellung der Kunden bei. Roland Pause, Energieexperte der Verbraucherzentrale Sachsen sagt, „wir raten von Tarifen mit Vorkasse, Kaution und Bonus-Zahlungen ab. Solche Tarife haben wir ganz bewusst nicht mit in unsere Stromvergleichslisten aufgenommen."

Quellen:
Artikel zu Billigstromanbietern von DerWesten
Beitrag zur Vorauskasse und Boni auf www.energie-experten.org

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