Blickwinkel

Wie das Dschungelcamp den Klimawandel stoppt

Wer das Dschungelcamp guckt, kann durchaus einen Beitrag gegen den menschengemachten Klimawandel leisten. „Halt, stop!“, werden Sie sicher denken. Diese These lässt sich mit Sicherheit nicht belegen. Denn wie soll das gehen? In unserer Kolumne schauen wir einmal auf das pittoreske Promi-Happening und erwecken das klimarettende Potential einer seichten Abendunterhaltung.

Es ist wieder soweit: Das Dschungelcamp öffnet seine mehr oder weniger natürlich gewachsenen Tore für eine 12-köpfige Gruppe von Menschen, die man mit etwas Augenzwinkern fast schon als prominent ansehen kann. Wer sich bei kommenden Gesprächen zwischen Sex-Expertin Leila Lowfire und Chris Töpperwien („Currywurst-König“) nicht nur fragt, wer diese Personen eigentlich sind, sondern auch wie eigentlich die Stromversorgung in Australien sichergestellt wird, ist bei uns genau richtig. Wir sorgen dafür, dass man im Rahmen der Sendung mit marginalem Informationsgehalt, noch richtig was mitnehmen kann.

CO2-Werte, Gas und Frankhauser – Infos mit Wert

Auch wenn die Australier in ihrer öffentlichen Debatte die deutsche Energiewende überwiegend zumeist positiv bewerten, fällt die Analyse der eigenen Anstrengungen im Bereich regenerativer Energien mau aus. Kein Wunder, denn das Land bietet neben einer faszinierenden Fauna gewaltige Vorkommen von Uran, Kohle und Gas. Australien ist einer der wichtigsten Exporteure von Uran, besitzt selbst allerdings kein Atomkraftwerk. Im Strommix machen die Erneuerbaren Energien nur 15,7% aus, Steinkohle 45% und Braunkohle 17%. Rechnet man Gas und Öl zur Kohle noch mit hinzu, kommen wir auf erstaunliche 84% fossiler Energie, die den Löwenanteil am Energiemix ausmachen. Kein Wunder also, dass die Australier einen der höchsten CO2-Werte pro Kopf weltweit zustande bringen.

Allein mit diesen Zeilen hat sich das diesjährige Dschungelcamp bereits gelohnt. Wenn in den nächsten Tagen eine Kollegin oder ein Kollege ungefragt das Camp als gutgemeintes Smalltalkthema präsentiert, kann gekonnt mit Fakten geglänzt werden. Aber eins noch: Wissen Sie, wer letztes Jahr die unbedeutend-zweifelhafte Trophäe in den Händen halten durfte? Es war Jenny Frankhauser, Halbschwester von Daniela Katzenberger und Reality-TV-Teilnehmerin in der Sendung ihrer Schwester. Dass Frankhauser am Ende den wichtigen Satz „Ich bin ein Star – holt mich hier raus“ nicht sagen musste, ist nur allzu verständlich. Wirkt dieser Satz bei ihr doch so herrlich deplatziert wie etwa Tony Abbott in einer Demonstration gegen Kohleverstromung.

Dschungelcamps Dr. Bob fürs Klima bitte!

Und damit zurück zur australischen Energiepolitik. Eben dieser Abbott – für alle, die nur Katzenberger kannten: Abbott war bis 2015 ein paar Jahre Premier – sorgte in seiner Amtszeit dafür, dass das Land alles verheizte, was nicht bis drei auf den Bäumen saß, um dann diese Bäume ebenfalls abzuholzen. So stellte Abbott bei der UNESCO einen Antrag, 74.000 Hektar geschützten Wald plattzumachen. Außerdem bezeichnete er den Klimawandel 2009 als „crap“ und damit schon lange bevor es cool wurde, etwas zu leugnen, was fast alle Wissenschaftler bestätigen können. Auch wenn seine Nachfolger etwas gemäßigter sind, so bleibt die regierende Liberal Party weiterhin konservativ in Energiefragen.

Der älteste noch lebende Ex-Premier ist im Übrigen Bob Hawke (1983-1991) und bringt mich dank seines Namens wieder ins Dschungel-Dasein. Denn ein Highlight des Sendeformats ist ohne Zweifel Dr. Bob. Immer wenn es gefährlich werden und die Gesundheit der TeilnehmerInnen in Gefahr sein könnte, steht er mit Rat und Tat zur Seite. Sobald eine Prüfung ansteht, die die Promis bewältigen müssen, um weiterhin Essensrationen zu erhalten, gab er wertvolle Tipps und Verhaltensregeln. Und solch einen Dr. Bob wünscht man sich derzeit an der Seite von uns allen, damit wir die Zeit großer Klima-Diven, wie Abbott sowie „I don’t believe it“-Trump und Brasiliens Bolsonaro, unbeschadet überstehen können.

Schauen wir das Dschungelcamp – Schauen wir auf Australien!

Der FC Bayern hält seine derzeitige Wintervorbereitung – und das meinen wir völlig (grund)wertfrei – in Katar und betont dabei, dass man dort auch hinfahre, um auf Menschenrechte aufmerksam zu machen. Nehmen wir uns dieses Vorgehen als Beispiel und schauen uns das Dschungelcamp 2019 an. Nicht zwingend, weil uns das Format so sehr gefällt, sondern weil wir mit unseren Einschaltquoten dem Land auf der anderen Seite Welt signalisieren „Wir schauen auf euch, Australien!“. Macht was draus.

Weitere Informationen zur Energiepolitik Australien können Sie der Studie von adelphi entnehmen.

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