Verbraucherthemen

Sharing-Konzept für den Energiemarkt: Strom vom Nachbarn

Immer mehr Menschen in Deutschland setzen auf private Stromversorgung mit Hilfe von Sonnenstrahlen. Mittlerweile sind bundesweit 890.000 Haushalte mit Solaranlangen ausgestattet - davon besitzen 35.000 eine zusätzliche Batterie um überschüssigen Strom zu speichern. Die Zahl dürfte in Zukunft weiter steigen, schließlich die Kosten für so eine Anschaffung sinken kontinuierlich. Diese Entwicklung ruft junge Unternehmen auf den Plan, die hier eine clevere Geschäftsidee wittern: Warum überschüssig produzierten Privatstrom nicht einfach mit anderen teilen?

Die Mannheimer Firma Beegy und das Berliner Start-up Buzzn haben deshalb Netzwerke entwickelt, in denen Haushalte mit Solaranlagen und Batterien zu Communities zusammengefasst werden, um deren Energieverbrauch und -produktion auszugleichen. Gänzlich neu ist das Prinzip der Shared Economy im Energiesektor allerdings nicht: Auf einigen deutschen und internationalen Plattformen können private Betreiber bereits ihre E-Ladestation anderen Autofahrern zur Verfügung stellen.
Der Ansatz von Unternehmen wie Beegy und Buzzn geht jedoch noch einen Schritt weiter, hier soll der Kunde komplett über die Nutzung seines eigens produzierten Stroms entscheiden können.

Energieversorger mischt bei der Sharing-Konzept mit

Mit Lichtblick - laut eigenen Angaben Deutschlands größter unabhängiger Ökostromanbieter mit mehr als einer Millionen Kunden - möchte jetzt auch ein etablierter Versorger in das Geschäftsfeld rund um Social Energy einsteigen. Im Spiegel erklärt Geschäftsführer Heiko von Tschischwitz die Idee wie folgt: „Wenn ich selbst Strom produziere, ist dieser mein Eigentum. Ich sollte frei entscheiden können, was ich damit mache. Egal, ob ich den Strom meinem Nachbarn liefern oder ihn an ein Flüchtlingsheim spenden will. Oder ob ich ihn während meines Urlaubs Dritten über das Internet anbiete, so wie ich heute meine Wohnung an Dritte vermieten kann.“

Konkrete Pläne gibt es zwar noch nicht, doch das Ganze könnte in etwa so aussehen: Haushalte in einer Region sollen mittels einer Kommunikationstechnologie miteinander verbunden werden. Ein Stromzähler misst dann, wie viel Energie ein Haushalt gerade benötigt und wie viel Strom andere Haushalte gleichzeitig produzieren – das System reagiert auf Angebot und Nachfrage innerhalb weniger Sekunden. Darüber hinaus möchte Lichtblick über die unternehmenseigene IT-Plattform Schwarmdirigent seinen Kunden künftig ermöglichen, ihren Strom selbst zu verkaufen. Um dem Energiewirtschaftsgesetz gerecht zu werden, laut dem nur offizielle Versorger Energie liefern dürfen, soll dafür eine App entwickelt werden, in der die Kunden auswählen können, was mit ihrem Strom passieren soll – alle weiteren Schritte übernimmt dann Lichtblick selbst.

Rechtslage bietet Hürden für die Sharing-Idee

So das Konzept auch klingt, die Realität sieht (noch) anders aus: Trotz täglich schwankender Preise am Strommarkt zahlen Kunden immer noch einen fixen Betrag für einen Kilowatt Strom. Somit fehlt der Anreiz, Strom zu bestimmten Uhrzeiten zu verbrauchen oder an andere zu liefern. Eine widersprüchliches Gesetz stellt eine weitere Hürde dar: Wer seinen gespeicherten Strom wieder in das Netz einspeist, muss die sogenannte Ökostromumlage bezahlen, die beim letztendlichen Verbraucher dann noch einmal fällig wird. Der Verkauf von gespeichertem Ökostrom wird durch diese doppelte Abgabe für Speicherbetreiber wenig rentabel. Allerdings könnte dieses Gesetz Insidern zufolge vielleicht schon in diesem Sommer der Vergangenheit angehören. Dann nämlich soll in einer Novelle des Erneuerbare-Energien-Gesetzes die Rolle kleiner Stromspeicher neu definiert werden, um laut Bundeswirtschaftsministerium die „Entwicklung neuer innovativer Geschäftsmodelle“ voranzutreiben – und innovativ ist das Social Energy Konzept allemal.

Quelle:
Artikel zum Strom-Sharing Projekt von Lichtblick aus dem Spiegel

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