Heimliche Dreckschleudern: Kamine stoßen besonders viel Feinstaub aus
Immer mehr Deutsche legen sich einen Kamin zu. 11,7 Millionen Kamine und Kachelöfen soll es laut Daten des Umweltbundesamtes (UBA) derzeit geben. Vor allem in ländlichen Gegenden wird die Feuer-Wärme immer beliebter. Viele Kamine werden dabei nicht als hauptsächliche Wärmequelle genutzt, sondern ergänzen bestehende Heizquellen. Sie werden deshalb auch Komfort-Kamine genannt. Durch die wachsende Beliebtheit von Holzöfen gerät jedoch auch deren vergleichsweise extrem hohe Feinstaub-Ausstoß immer mehr in den Blick.
Kamine: Mehr Feinstaub-Abgase als im Autoverkehr
Bei der Verbrennung von Holz wird besonders viel Feinstaub freigesetzt, insbesondere Kleinstpartikel, die kleiner als 2,5 Mikrometer sind. 2016 hatten Kamine einen Anteil von 17 Prozent am Gesamtausstoß solcher Kleinstpartikel, insgesamt kommen jährlich rund 19.000 Tonnen Feinstaub aus deutschen Kaminen. Damit sind sie auch gegenüber anderen Heizformen wie Gasheizungen die mit Abstand dreckigste Form der Wärmeerzeugung. Laut UBA produzieren Kamine und Öfen mehr Feinstaub als LKW und PKW zusammen. Wer eine Stunde lang mit seinem Kamin auf voller Stufe heizt, produziert demnach in etwa so viel Feinstaub wie bei einer 100 Kilometer langen Autofahrt mit einem Diesel der Euro-6-Norm.
Die besonders winzigen Feinstaubpartikel sind deshalb so gefährlich, weil bis in die Lungenbläschen und ins Blut gelangen können. Dort können sie beispielsweise zu Asthma oder Herzinfarkten führen. Das Problem hat auch der Gesetzgeber auf dem Schirm. In den letzten Jahren wurden die Grenzwerte für den Feinstaub-Ausstoß verschärft. Für ältere Kamine gilt ein Maximum von 0,15 Gramm Feinstaub pro Kubikmeter Abgas, für die neuesten Modelle liegt die Grenze bei 0,04 Gramm. Seit Anfang 2018 dürfen zudem ohne teure Nachrüstung keine Geräte mehr betrieben werden, die zwischen 1974 und 1985 zugelassen wurden. Moderne Kamine halten die Grenzwerte ohnehin ein – zumindest offiziell. Denn ähnlich wie bei den Abgastests werden auch die Kamin-Emissionen offenbar unter Bedingungen getestet, die wenig mit dem realen Betrieb zu tun haben. Dementsprechend fallen die Werte im Labor deutlich niedriger aus, wie Nachtests ergeben haben.
Richtiges Heizen reduziert die Feinstaub-Belastung
Wer trotz der schlechten Umweltbilanz nicht auf das Heizen mit Kaminen verzichten will oder kann, sollte sich zumindest einige grundsätzliche Tipps zu Herzen nehmen, wie man möglichst umweltschonend mit Holz heizt:
- Geeignetes Brennmaterial verwenden: Holzpellets sind umweltfreundlicher als große Scheite. Pelletöfen werden sogar staatlich gefördert. Papier und Müll sind als Brennstoff tabu. Brennholz sollte in jedem Fall möglichst aus der eigenen Region kommen und nachhaltig sein. Ein hilfreiches Siegel ist etwa der Blaue Engel.
- Auf die Restfeuchte kommt es an: Das Holz muss möglichst trocken sein. Die Restfeuchte sollte deutlich unter 20 Prozent liegen, dann reduziert sich der Feinstaub-Ausstoß massiv. Zu ermitteln ist die Restfeuchte mit günstigen Feuchtigkeitsmessgeräten.
- Anheizen, aber richtig: Beim Anzünden des Holzes sollte genügend Sauerstoff zugeführt werden, um möglichst viel Hitze zu erzeugen. Holz nachlegen erst dann, wenn ein Glutnest zu sehen ist, und auch dann nicht zu viel.
- Den Kamin regelmäßig warten lassen: Eine korrekte Funktionsfähigkeit reduziert Abgase. Kontrollen führt zum Beispiel der Schornsteinfeger durch.
Der Trend zum (Komfort-)Kamin ist aufgrund der großen Feinstaub-Problematik äußerst kritisch zu sehen. Vor allem die Prüfverfahren bedürfen selbst nochmal einer eingehenden Prüfung, sonst sind die Feinstaub-Grenzwerte nichts weiter als schöner Schein. Hier ist die Bundesregierung gefragt. Neben dem günstigen Preis hat Holz als Brennmaterial immerhin einen großen Vorteil, sofern es aus der Nähe stammt und nachhaltig produziert ist: Beim Verbrennen wird exakt nur so viel Kohlendioxid freigesetzt, wie der Baum im Laufe seines Lebens aufgenommen hat.
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