Nachhaltigkeit & Innovation

Umbau von Kohlekraftwerken – Kann Konzept „Third Life Kohlekraftwerk“ funktionieren?

/ Jule Krause

Ein zweites Leben für Windräder, Recycling von Solaranlagen – haben die Produzenten erneuerbarer Energien einmal ausgedient, weiß man zumindest ungefähr, wohin damit. Eine komplette Verschrottung kommt aus umwelttechnischen Gründen oft nicht in Frage. Anders ist die Lage beim Klimasünder Kohlekraftwerk: viele endgültige Stilllegungen sind geplant, denn Deutschlands Anlagen blasen jährlich rund 300 Millionen Tonnen Treibhausgase in die Atmosphäre. Doch wohin mit den alten Kraftwerken, die nicht mehr benötigt werden?

Um internationale und nationale Klimaziele zu erreichen, müssen dringend CO2-Emissionen gesenkt werden. Das hat auch die Bundesregierung erkannt und daher Ende Januar diesen Jahres beschlossen, dass der Kohleausstieg bis spätestens 2038 erfolgen muss. Der Abschlussbericht der Kohlekommission kündigte sogar an, dass man versuche, schon bis 2035 das Ende der Kohleverstromung zu erreichen. Darüber hinaus teilte man mit, der Anteil erneuerbarer Energien am Bruttoendenergieverbrauch solle bis 2030 bei 30 Prozent liegen. Soweit, so gut. Doch bei all dem Optimismus tut sich ein Problem auf: beim Umstieg auf Erneuerbare Energien fehlt noch immer die passende Speichertechnik, um eine größtmögliche Effizienz zu erreichen und vor allem, um mit Schwankungen, beispielsweise in der Windkraft, umzugehen. Man fürchtet, die Stromversorgung sei so nicht mehr flächendeckend sichergestellt. Des Weiteren müssten viele alte Kohlekraftwerke abgebaut werden.

Umbau der Kohlekraftwerke: Gas statt Kohle

Forscher des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR), das sich, anders als der Name zunächst vermuten lässt, auch mit Energie und Verkehr befasst, plädieren für einen Umbau der alten Kohlekraftwerke in Speicher. „Third Life“ nennen sie das Verfahren, bei dem elektrische Energie in Form von Wärme gespeichert werden soll. Der Vorteil: Die Infrastruktur zur Einspeisung des Stroms ins Stromnetz existiert bereits. Der Begriff fußt auf den verschiedenen Stufen, die das (ehemalige) Kohlekraftwerk durchläuft. Ursprünglich wird Kohle verbrannt, um Strom zu erzeugen, daraufhin wird die Anlage zu einem Gaskraftwerk umgebaut. Schließlich bleiben Dampfturbine und Generator erhalten, lediglich der Dampferzeuger wird stillgelegt. An seine Stelle werden zwei Behälter mit flüssigem Salz unterschiedlicher, sehr hoher Temperaturen, installiert. Um überschüssige Energie zu speichern, wird das Salz gegenseitig ausgetauscht. Ein solcher Speicher soll dazu in der Lage sein, 12 Stunden lang Strom zu liefern und damit über kleine Flauten hinweghelfen. Wenn Strom benötigt wird, wird Dampf erzeugt, der den Generator antreibt.

Die Technik, flüssiges Salz als Wärmespeicher zu nutzen, ist nicht neu. Bereits 2011 wurde das erste Solarthermie-Kraftwerk in Andalusien in Betrieb genommen, das genau nach diesem Prinzip funktioniert. Dennoch bleiben einige Schwierigkeiten, beispielsweise, wie die einzelnen Elemente tatsächlich zu einem Gesamtsystem kombiniert werden können. Auch die Kosten könnten zu einem Streitpunkt werden, da Kohlestrom deutlich billiger ist. Seit 2017 steht auf dem DLR-Gelände in Köln eine Versuchsanlage. Darüber hinaus arbeiten die Forscher an einer Studie, die die Kosten, Nutzen und Rahmenbedingungen genauer untersucht. Geplant ist, auf Basis dessen will man das Projekt „Third Life für alte Kohlekraftwerke“ Schritt für Schritt umsetzen.

Weitere Quelle:
Artikel zum Umbau von Kraftwerken auf golem.de

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